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Arnd Wasserloos
Wessen Gene, wessen Ethik?
Die genetische Diversität des Menschen
als Herausforderung für Bioethik und Humanwissenschaften
Berlin, November 2005, 285 Seiten, € 34,00 ; ISBN 978-3-89998-074-5
Über das Buch:
Mehr und mehr gelten der Humangenetik heute die feinen Unterschiede
zwischen Individuen und Populationen als verheißungsvoller
Forschungsgegenstand. Von ihrer Untersuchung verspricht
man sich Erkenntnisse über Krankheitsgene, die Entdeckung
von Resistenzen sowie Bausteine für eine Biogeschichte
der menschlichen Spezies. Bisherige Anläufe zur Erhebung
der genetischen Diversität des Menschen haben jedoch,
sehr zur Verwunderung der Forscher, vehemente Kritik auf
sich gezogen. Anthropologen bezweifeln die Konsistenz der
Hypothesen, Ethiker bemängeln Verfahrensstandards;
indigene Völker, als potentielle Forschungsobjekte,
sehen sich gar einer neuen Welle des Kolonialismus ausgesetzt,
diesmal "auf molekularer Ebene". Die Bioethik
versucht sich in Antworten auf diese Herausforderungen.
Konzepte wie "gemeinschaftliche Begutachtung"
oder "kollektive Zustimmung" sollen zugleich mit
ihrer Legitimationsgrundlage auch den Menschenrechtsschutz
in populationsbasierter genetischer Forschung verbessern.
Gründe genug, die Ziele, Methoden und Rahmenbedingungen
humangenetischer Variationsforschung und die Ansätze
zu ihrer ethischen Regulierung einer eingehenden Betrachtung
zu unterziehen.
Über den Autor:
Arnd Wasserloos hat Kulturwissenschaft, Philosophie
und Soziologie an den Universitäten Tübingen und
Bremen studiert. Die vorliegende Arbeit entstand während
seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Interdis-ziplinären Zentrum für Ethik an der
Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Derzeit
ist er am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig.
Presse:
"Wessen Gene, wessen Ethik?" liefert einen
hervorragenden Überblick über die Zielsetzungen einer
Erforschung der genetischen Diversität des Menschen, den
damit verbundenen Problemen und Risiken, sowie mögliche
Strategien, diesen zu begegnen. Die dabei jeweils zu
beobachtende kritische Distanz des Autors macht diesen Band
zu einem sehr gelungenen Werk, das dem in dieser komplexen
Thematik Orientierung suchenden Leser die nötigen Wegweiser
zur Verfügung stellt, ohne der Gefahr zu erliegen, ihm das
eigene Denken abzunehmen.
in: "Ethik in der Medizin" 18/2006
S. 3
Jens Clausen
"Wasserloos [...] invokes the old idea
of Ideologiekritik when he remarks that scientific disciplines
become more vulnerable to ideological distortions the more
their objects of investigation touch on the social interests
that people hold dearly, as is illustrated by the tenacity
of racial theories. [...] Rejecting group consent as a legal
obligation, Wasserloos is not opposed to noncommittal forms
of community consultation on research projects. [...] Lewontin's
explanation of the tenacity of beliefs in the biological
reality of human races is an example of Ideologiekritik
that is also endorsed by Wasserloos. Their criticism of
racial theories is not merely an instance of 'debunking'
[...] because they do not simply attempt to discredit these
views by pointing out the social interests that are served
by them, but also engage in extensive substantive criticism."
in: "New Genetics and Society",
Vol. 25, No. 3, December 2006,
Henk Van Den Belt
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